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Licuri und Knabberfische: 9 klassische Ausflüge in der Chapada Diamantina

  • masieb
  • 29. März
  • 20 Min. Lesezeit
Ausblick vom Morro do Pai Inacio, Chapada Diamantina, Brasilien
Ausblick vom Morro do Pai Inacio, Chapada Diamantina, Brasilien


Wandern, Wasserfälle, schroffe Landschaften und jede Menge Abenteuer: Das ist die Chapada Diamantina. Mit ihren Tafelbergen birgt sie atemberaubende Aussichten und einen tiefen Blick in Unbekannte Abenteuer. Im Landesinneren Bahias passt diese Region zu all denen, die im Urlaub aktiv sein wollen und die Geheimnisse unbekannterer Orte suchen. Wer dieses Wandergebiet besucht, wird unzählige Belohnungen und unvergessliche Erlebnisse mitnehmen.


Wir waren da und haben 9 klassische Ausflüge in der Chapada Diamantina gemacht.


Packliste gibt`s auch!

 

Anschnallen und auf in die Chapada Diamantina!





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Fahrt ins Landesinnere von Bahia in zwei Varianten

Der Bus mit dem ich ab Salvador da Bahia gefahren bin ist von der Gesellschaft Guanabara, war einstöckig und die normalen Sitze sind schon sehr bequem mit Winkel bis ca. 140grad, USB Steckdose (allerdings ging meine nicht), Beinlehne, Getränkehalter.

 

Es gibt auch andere Busse, die noch mehr Beinfreiheit bieten. Das ist eben ein Unterschied zwischen „Convencional“ – also normal wie bei meiner Hinfahrt und „Leito“ – mit Sitzen, die bequemere, breitere Sitze haben. Sie lassen sich etwas weiter nach unten verstellen, sodass man fast liegt, daher „leito“.


Die Hinfahrt war also mit einfachem Sitz und auf der Rückfahrt habe ich eben diesen Leito-Bus genommen, der im ersten Stock die normalen Sitze und unten die Leitos hatte. Da sitzt man in einem intimeren Bereich mit weniger Leuten sehr angenehm. Jeder hat mehr Platz und selbst die größten Menschen sollten hier keine Probleme haben. Da gibt es doppelt so viel Platz für die Gräten als im Economy-Sitz beim Flug.

 

Sitz im Bus nach Lencois, Chapada Diamantina, Brasilien, normal
Sitz im Bus nach Lencois, Chapada Diamantina, Brasilien, normal

Sitz im Bus nach Lencois, Chapada Diamantina, Brasilien, leito
Sitz im Bus nach Lencois, Chapada Diamantina, Brasilien, leito

Für Stunden geht es über eine zweispurige neu aussehende Asphaltstraße durch flache Gras- und Buschlandschaft mit verstreuten Kakteen und Dörfern die man sonst nur aus Westernfilmen kennt. Mit einer Hauptstraße und Schildern über den Häusern, die sagen was es gibt: Kirche, Dorfplatz, Schule, Apotheke, Bar und Getränkemarkt vom Sergio, Metzger Beto, Fisch von Dede und ein kleiner Supermarkt von Artur. Manchmal gibt es Netz für mobile Daten.


Je weiter man hinein ins Landesinnere auf dieser Strecke fährt desto näher kommen die Berge. Einzeln stehen sie erst weit am Horizont und kommen mit der Zeit immer näher, werden mehr, während die Straße für eine Zeit lang flach und gerade bleibt. Das ist so, weil wir hier von dem Übergang von atlantischem Regenwald in die flachere Caatinga und dann in den wüstenähnlichen Serrado mit Kakteen und vom Staub überschwemmten Büschen sprechen. Hier nennen sie den Wechsel der Landschaften innerhalb weniger Stunden Capoeira, weil der Tanz auch mit einem breiten Mix aus Einflüssen verbunden wird. Wer mal in Salvador eine Capoeira-Stunde gemacht hat, weiß wovon ich rede und kennt die Wurzeln dieses Tanzes/Kampfsports.


Nach dem Halt in einer Raststätte mit Buffet-Restaurant in Itaberaba werden die Berge größer und die Straße tiefer und holpriger. Der Bus wackelt sich durch die letzten Kilometer durch die trockene Landschaft. Nun kann man nicht mehr so weit sehen, denn auch die Bäume wachsen nun wieder höher und dichter.

 

Insgesamt setzen wir 8h für die ganze Fahrt an und mit der Mittagspause von einer halben Stunde haben wir an dem Tag 7,5h gebraucht. Das kann je nach Wetterbedingung anders sein.

 

Das Vermächtnis der Diamantensucher

Am Busterminal Lençóis wird man von unseren Guides mit dem Auto nahtlos abgeholt. Da im Städtchen nur zwei Busgesellschaften vorbeikommen, hat man es nicht schwer den Richtigen zu finden. Von dort ist es nicht weit vom Zentrum und viele laufen auch mit ihren Rucksäcken zur Unterkunft.


Sitz im Bus nach links: Busstation Lencois, Chapada Diamantina
Sitz im Bus nach links: Busstation Lencois, Chapada Diamantina

 

Das Örtchen Lençóis in den Bergen Bahias ist ein Erbe der Diamantensucher und hat kolonialen Charme. Über Kopfsteinpflaster und an aneinander gereihten, kleinen Häuschen schlendert man hier gemütlich am Abend nach einem anstrengenden Wandertag und lässt sich von der Musik und den Geräuschen und Gerüchen aus den lokalen Küchen treiben. Dabei bemerkt man schnell, dass man hier auf internationalem Parket läuft, denn das Publikum versammelt sich hier aus allen Ländern, um ein wenig Naturluft zu schnuppern.


Straße in der Innenstadt Lencois, Chapada Diamantina
Straße in der Innenstadt Lencois, Chapada Diamantina

Platz in der Innenstadt Lencois, Chapada Diamantina
Platz in der Innenstadt Lencois, Chapada Diamantina

Die Geschichte der Stadt steht und fällt mit den Diamantensuchern, oder auch Garimpeiros genannt. Mitte des 19. Jahrhunderts entsteht hier ein heftiger Diamantenrausch, was viele Abenteurer, Ausgestoßene, Glücksritter und andere Desperados anzieht. Schon nach nicht mal 10 Jahren ist der Spuk vorbei und ein Großteil der Bevölkerung zieht zu den Nachbarorten, um dort nach Edelsteinen zu schürfen. Was die Garimpeiros hinterlassen haben, erinnert sehr stark an die Kolonialzeit, allerdings erkennt man auch, dass die Häuser nicht sehr hoch gebaut wurden, was eher an Villa de Leyva in Kolumbien erinnert.

 

1865 werden Diamantenminen in Südafrika entdeckt, was dem kommerziellen Abbau der Edelsteine in der Chapada Diamantina endgültig den Todesstoß versetzt. Die offenen Minen bieten zu dem Zeitpunkt nur noch die allerletzten Kuchenkrümel und werden Plünderern und Kleinunternehmern überlassen.

 

Manche Pousadas, Geschäfte oder Restaurants erzählen diese Geschichte, da sie tatsächlich Diamantensuchergemeinden oder Bergarbeitern gehörten und sozusagen die ersten WGs der Region darstellten. Nicht nur die Zimmer sind nun schön mit Klimaanlage ausgebaut, auch der ehemalige Keller, um Lebensmittel vor dem Verderben zu schützen, ist nun der Fernsehsaal, oder die Kaminlounge.

 

Wie erfolgreich die Diamantensucher damals waren ist schwer zu sagen. Als es Ende des 19. Jahrhunderts ökonomisch steil bergabgeht, begegnet man dem 20. Jahrhundert eher mit Skepsis und immer mit dem Revolver auf dem Tisch und mit kratzbürstigen Frauen auf den Zimmern. Da muss es zugegangen sein, wie im Westernfilm, vielleicht schlimmer.  

 

Das Vermächtnis der Diamantensucher sind allerdings die vielen Wege, die damals als Zugänge zu Steinbrüchen und Höhlen dienten. Heute werden sie genutzt, um mit Besuchern auf Wanderung zu gehen. Daher weicht wohl der erste Eindruck des kolonialen Charmes ein wenig dem Eindruck, dass die Häuser und Straßen eher aus Notwendigkeit und sehr dem einzigen Zweck einer Behausung und Transportweg dienen mussten.

 

Vor der Abschaffung der Sklaverei hatten die Diamantensucher auch Sklaven, wenn sie sich die leisten konnten. Bahia und mit Salvador als Ankunftshafen, ist das Bundesland wo die meisten Sklaven aus Afrika ihre schwimmenden Kerker verlassen haben, um dann weiterverkauft zu werden.

 

So ist auch die Bevölkerung von Lençois teilweise aus diesem grausamen Teil der Geschichte entstanden. Es gibt immer noch Straßennamen wie „die Straße der Schwarzen“.

 

Heute fühlt sich Lençóis zwar wie in der Zeit stehengeblieben an, ist aber sehr urban eingestellt. Es hat wieder starke Anziehungskraft auf Abenteurer, Backpacker, aber auch brasilianische Besucher.


Platz in der Innenstadt Lencois, Chapada Diamantina
Platz in der Innenstadt Lencois, Chapada Diamantina

Straße mit Bars und Restaurants in der Innenstadt Lencois, Chapada Diamantina
Straße mit Bars und Restaurants in der Innenstadt Lencois, Chapada Diamantina

 

Ist Lençois sicher?

Manche Pousadas sind „etwas weit vom Schuss“, aber immer in 15 Minuten zu Fuß zum Zentrum. Das ist noch zu verkraften. Man braucht hier aber keine Bedenken wegen der Sicherheit haben, selbst wenn man etwas laufen muss. Alle die hier wohnen, berichten dass die Gemeinde sehr stark aufeinander aufpasst und es somit sehr sicher ist hier zu wohnen. Kriminalität passiert kaum, weil jeder, inklusive der Polizei, sofort wüsste, wer der Täter sein könnte.

 

Hier kennt dich jeder, weiß wo du wohnst, was du gestern gemacht hast und was du morgen machst, wann du deine Kinder von der Schule abholst und wie deine Adresse lautet. Viel Anonymität bietet das nicht, aber so passt jeder auf jeden auf und die Gemeinschaft ist sehr stark.


Hier lohnen sich also selbst die kleinen Verbrechen nicht, sodass man gefahrlos auch abends hier laufen kann.


1 Der Muritiba-Park: Natürliche Whirlpools mit atemberaubender Aussicht. Ein gute Start für viele Ausflüge in der Chapada Diamantina


Der Muritiba Park (Parque Municipal Muritiba) kann ideal noch am Ankunftstag besucht werden, wenn der Bus nachmittags im Städtchen ankommt. Man darf zwar nicht viel Zeit verlieren, aber man liegt mit einem gebuchten Transfer zur Lodge, kurz frisch machen und weiter zum Park gut in der Zeit. Er lässt Leute bis 16.30 rein.

 

Als Aufwärmübung für die nächsten Tage ist der Spaziergang durch die Wälder bis zu den Sandgesteinen kurz nach dem Eingang des Parkes gut geeignet. Allerdings ist die Größe des Parkes mit 600m2 nicht zu unterschätzen. Denn im Gebirge gibt es viele bizarre Felsformationen und Höhlen, die nicht nur uns, sondern zum Beispiel auch Kletterer anziehen. So richtig „boofen“ wie bei uns in der Sächsischen Schweiz darf man allerdings nicht. Man sieht auch an einer Stelle, wie die Bewohner früher die Steine für die Herstellung von verschiedenen Farbtönen genutzt haben. Man kann sich gut vorstellen, wie hier die Einheimischen als Kinder sich versteckten, spielten und so die Liebe zur Natur der Region entdeckten.


In der kurzen Wanderung von 3-4km kommt man über Trampelpfade an verschiedenen Flussbiegungen vorbei. Wir haben im kleinen Wasserfall (Cachoeirinha) und in den Felslöchern mit herrlichem Blick auf die Stadt gebadet. Das kalte Wasser hat einem Überwindung abverlangt, war aber klar und erfrischend.


Gerade der Stopp im Serrano, also die verschachtelten Felslöcher, durch die der Fluss fließt, waren zwar nicht ganz leicht zu begehen, aber haben Spaß gemacht. Denn sie sind mit Wasser gefüllt und der Guide sagt ganz genau, wo man reingehen kann. Im Wasser kann man einen kleinen Parcours von Loch zu Loch machen, weil es überall kleine Verbindungen gibt. Das sind jeder für sich natürliche Whirlpools. Der Boden der Felslöcher ist dabei vom Wasser rundgelutscht, sodass man schon etwas Armkraft braucht um rein und rauszukommen.


Bis es dunkel wird und die Einheimischen nachhause gehen, kann man da bleiben. Dann sieht man schön die Lichter der Stadt im Mondschein.


Sandsteinhöhlen im Muritiba Park, Chapada Diamantina
Sandsteinhöhlen im Muritiba Park, Chapada Diamantina

rechts: Natur Pools im Muritiba Park, Chapada Diamantina
rechts: Natur Pools im Muritiba Park, Chapada Diamantina

Wasserfall (Cachoeirinha), Chapada Diamantina
Wasserfall (Cachoeirinha), Chapada Diamantina

2 Lapa Doce – durch die Höhle mit lustigen Formationen

Von den Pousadas ging es auf die Bundesstraße, wo wir einen Stopp mit Blick auf den Morro do Pai Inacio hatten. So an der Straße und mit den vorbeizischenden Autos konnte man eine gute Ahnung vom Aufstieg am Nachmittag erahnen. Dazu hat man einen Blick in das Vale do Pati, also dem Pati-Tal, mit seinen schroff abfallenden Tafelbergen.


Blick auf den Morro Pai Inacio, Chapada Diamantina
Blick auf den Morro Pai Inacio, Chapada Diamantina

Blick ins Vale do Pati, Chapada Diamantina
Blick ins Vale do Pati, Chapada Diamantina

Zur Höhle Lapa Doce sind es ca 1,5-2 Stunden Fahrt. Am Besucherzentrum wird man in Gruppen aufgeteilt, die immer mit zeitlichen Abstand die Höhle betreten. Falls sich doch mal was von der Decke löst, wird so die Chance reduziert, dass es mal einen erwischt.


Jeder bekommt eine Lampe und dann geht es los. Man erlebt auch die trockene Serrado-Landschaft bis man zum Eingang gelangt.


Ein Abstieg durch einen Wald führt zum opulenten Eingang der Höhle. Dort sieht man schon die mehrfarbigen Ablagerungen die sich über Jahrmillionen abgesetzt haben.


am Eingang zur Lapa Doce Höhle, Chapada Diamantina
am Eingang zur Lapa Doce Höhle, Chapada Diamantina

Eingang zur Lapa Doce Höhle, Chapada Diamantina
Eingang zur Lapa Doce Höhle, Chapada Diamantina

Dann geht es durch die Höhle vorbei an verschiedenen Stalaktiten und Stalakmiten die sie "Kloster", "Pilz" oder "T-Rex" wegen des Aussehens nennen. Alle leuchten mit ihren Lampen durch die Gegend und spielen Glühwürmchen. Die Höhle ist die zweitgrößte Höhle Brasiliens und man erfreut sich an der kühlen Luft, die im Gegensatz zur Außentemperatur herrscht. Eine Minute Dunkelheit und Ruhe genießen, weil alle aufgefordert wurden ihre Lampe auszumachen und mal die Klappe zu halten, war das Highlight dieser Tour. Ganz nett aber nichts Spektakuläres.


Am anderen Ende der Höhle geht es wieder hoch in die Hitze. Am Stand von Claudimar, der verschiedene Cachaça-Sorten mit Früchten und Pflanzen aus der Region selber herstellt, kann man ruhig mal ein, zwei ausgefallene Shots probieren.


Cachaça ist hier in der Region so etwas wie das Allheilmittel. Zuckerrohr wird aus dem Erbe der großen Plantagen immer noch reichlich angebaut. Sicher haben hier viele eine kleine Brenn-Anlage sozusagen für den Eigenbedarf. Dass das hier eine große Sache ist, erkennt man auch daran, dass sie bei der Wahl des Holzes für die Fässer nichts dem Zufall überlassen. So kamen wir an einem regionalen Baum vorbei, der vorzugsweise dafür genutzt wird. Nicht umsonst gibt es überregionale Wettbewerbe und man liegt im Wettstreit mit Paraná, São Paulo oder Minas Gerais. Hier habe ich eine Mini-Kokosnuss namens Licuri entdeckt. Sie ist typisch für die Region und kann im Ganzen gegessen werden, da sie echt nur die Größe einer Erdnuss hat.


Stand von Claudimar mit selbstgemachten Cachacas an der Lapa Doce Höhle, Chapada Diamantina
Stand von Claudimar mit selbstgemachten Cachacas an der Lapa Doce Höhle, Chapada Diamantina

Das inkludierte Mittagessen gibt es im Buffet-Restaurant am Besucherzentrum der Höhle. Highlight ist hier bei der eher nüchternen Auswahl der Eintopf aus einer lokalen Kakteenpflanze deren mit Wasser vollgesagten Blätter einfach klein geschnitten und mit Butter und Speck angebraten werden. Das Ragout aus grünen Kochbananen war auch interessant und bringt einen zurück nach Afrika.



Diese Kakteen haben wir gegessen, Chapada Diamantina
Diese Kakteen haben wir gegessen, Chapada Diamantina

3 Fazenda Pratinha – Brasilianisch pur mit erstklassiger Badegelegenheit

Den Halt bei der Fazenda Pratinha kann man ruhigen Gewissens als entspanntes Wochenend-Ausflugsziel bezeichnen. Es gibt nicht nur mehrere Restaurants und Imbisse auf dem privaten Grundstück, sondern auch Aktivitäten wie Zipline, Standuppaddle, Tretboot fahren und mit Fischen schnorcheln, ähnlich wie in Bonito. Diese Aktivitäten sind optional, sodass die Besucher wählen können und es wird für manche ein zusätzlicher Preis verlangt. Man kann sich das so vorstellen dass dieses Areal für sich selbst steht. Kleine Wanderungen sind auch möglich und das in Verbindung mit einem Mittagessen, Kühlbox voll mit Bier, so habe ich das schon oft bei Brasilianern gesehen.


Preistafel der Fazenda Pratinha, Chapada Diamantina
Preistafel der Fazenda Pratinha, Chapada Diamantina

Das Schnorcheln ist bestimmt die aufregendste Aktivität, denn hier kommt man von einer Höhle durch zu einem sonst geschlossenen Teil, wo im kristallklaren, blauen Wasser die Fische sich immer ganz interessiert an den komischen Menschenschnorchlern nebenher winden. Vielleicht gibt's da was zu knabbern.

Knabbern tun die kleineren Fische im öffentlichen Bereich der Lagune auch. Wenn man hier an einem Fleck im stahlblauen Wasser stehen bleibt, wird man angesaugt und angeknabbert, was lustig und irreführend zugleich ist. Also immer in Bewegung bleiben. Selbst dann kommen einem die Baby-Fisch-Schwärmchen entgegen oder hinterher. Das erinnert einen an die Szene in Jurassic-Park 2 wo die mini-Dinosaurier diesen russischen Typen beim Pinkeln so lang verfolgt und immer wieder angebissen haben, bis der nicht mehr war. Also diese Abkühlung ist nach der Wanderung in der Höhle eine tolle Idee.


See der Fazenda Pratinha, Chapada Diamantina
See der Fazenda Pratinha, Chapada Diamantina

See der Fazenda Pratinha, Chapada Diamantina
See der Fazenda Pratinha, Chapada Diamantina

Ich empfehle einen frisch gemachten Saft einer Frucht am Imbiss zu bestellen, die man bisher nicht kannte. Die Auswahl ist groß genug.


Pratinha hat eine sehr komplette Infrastruktur auch mit akzeptablen Toiletten.


4 Campos de São João  – lokale Süßigkeiten direkt von Muddie

Wenn noch Zeit ist, solltet ihr auf jeden Fall mit dem Guide über einen Ort auf dem Weg namens Campos de São João sprechen. In diesem verträumten Dorf gibt es ein Geheimnis. Keins wie von Indiana Jones mit bunten Steinen und ausgehungerten Kindern, sondern eins, dass gefunden werden sollte.


Im Laden „Doces D'Afra“ gibt es Süßigkeiten aus eigener Produktion mit regional einschlägigen Früchten, Nüssen und vielem mehr. Wer die Chance auf einen selbst gebrannten Cachaca bisher verpasst hat, bekommt hier wieder eine neue Chance.


Wir mussten laut durch die verriegelte Holztür rufen, damit sich uns einer erbarmte und das Tor zum Naschkatzenparadies aufmachte. Die ältere Dame gibt einem bereitwillig zu kosten von dem Doce de Leite (Milchcreme) mit Ingwer, man darf Licuri knabbern (die Mini-Kokosnüsse), den Honig-Chilli-Cachaca oder die Konfitüre aus Jenipapu probieren. Der Tisch ist groß und das Angebot reichlich.


Großzügig sind auch die Portionen, die man kaufen kann. Es war sehr schön, mehr über die Hintergründe der Früchte und lokalen Zutaten zu erfahren.


Laden "Doces D'Afra", Chapada Diamantina
Laden "Doces D'Afra", Chapada Diamantina

Daneben steht auch noch ein Eisschrank, mit Leckereien, die von der Frauen-Kooperation der Region gemacht werden. Da habe ich es entdeckt: das Eis mit Licuri drin. Nussig, süß und vollmundig. Nur etwas hart von der Tiefkühltruhe, wo der Plaste-Löffel noch nicht durchdringt. Man kann es etwas stehen lassen und sich weiter umgucken und in ein paar Minuten wird die Außentemperatur das Eis zart genug gemacht haben.


Licuri mit Eis von der Frauenkooperative, Chapada Diamantina
Licuri mit Eis von der Frauenkooperative, Chapada Diamantina

5 Kleiner Eindruck vom schweren Weg durch die Chapada Diamantina – der Hügel Morro do Pai Inacio, ein Klassiker für Ausflüge in der Chapada Diamantina


Dann ging es zum Hügel, dem Morro do Pai Inacio. Er heißt so, weil es durch die vielen afrikanischen Sklaven Mischreligionen gab, die eng miteinander verwunden sind. Das ist ein schier endloses Universum, was man als Außenstehender schwer durchblicken kann. Von Dorf zu Dorf kann der Glaube hier unterschiedlich sein und es gibt immer irgendein Fest zu Ehren irgendeines Heiligen. Man kann nur fragen. Pai Inacio war ein Priester einer dieser Religionen.

 

Jedenfalls geht die Fahrt entspannt vorwärts und am Fuß des Hügels über eine Schotterpiste bis fast hoch zum Gipfel.

 

Der Aufstieg ist für weniger erfahrene Hobbywanderer sehr gut machbar. Erst gibt es ein paar enge Pfade und größere Steine zu überqueren, bevor es mit Holztreppen hinauf zum Plateau geht. Das dauert ca. 30 Minuten und ist wie gesagt für normale Menschen lächerlich.

 

Und dann steht man auf einem Plateau und sieht die anderen Tafel-Berge fast 360Grad. Schon die ganze Zeit dachte ich, dass das hier so aussieht, als wenn man durch Utah in den USA fährt. Man macht sich automatisch Gedanken, dass durch diese Canjons auch Wege führen, die was für sehr aktive Wanderer sind.

 

Der Wind pfiff durch die Büsche und Kakteen. Natürlich waren wir nicht allein, sondern viele andere Besucher, oft Brasilianer waren da und standen Schlange vor einem bestimmten Fellvorsprung der ins Tal blickte. Wir haben Fotos gemacht und uns auf die andere Seite verkrümelt, denn da war es ruhiger und wir der Sonne zugewandt. Bis zum Sonnenuntergang warteten wir.

 

Dann geht es zügig und im Entenmarsch mit allen anderen Urlaubern hinunter zu den Autos.

 


Ausblick vom Morro do Pai Inacio, Chapada Diamantina, Brasilien
Ausblick vom Morro do Pai Inacio, Chapada Diamantina, Brasilien

Ausblick vom Morro do Pai Inacio und über das Pati Tal, Chapada Diamantina, Brasilien
Ausblick vom Morro do Pai Inacio und über das Pati Tal, Chapada Diamantina, Brasilien

Sonnenuntergang auf dem Morro do Pai Inacio, Chapada Diamantina, Brasilien
Sonnenuntergang auf dem Morro do Pai Inacio, Chapada Diamantina, Brasilien

6 Dem Wetter geschuldet: der größte Wasserfall Brasiliens bleibt uns verwehrt

In Brasilien muss man immer offen für Veränderungen bleiben. Oft sind dafür auch Wetterbedingungen verantwortlich, dass man einen sicher geglaubten Plan aufgeben muss, um etwas Neues zu probieren. Der Cachoeira da Fumaca ist der größte Wasserfall Brasiliens mit 340m, aber wenn durch die verfrühte Trockenzeit kein Wasser da ist, ist das einfach eine große Steinwand, die sich steil nach unten absenkt. Daher haben wir diesen Programmpunkt für eine andere der unzähligen Attraktionen der Chapada Diamantina eingetauscht.


Von Lençóis gibt es Wanderwege, die man auch ohne Auto bewältigen kann. So auch die Wanderung durch den Canyon zum Wasserfall Sossêgo. Das sind 7km hin und 7km zurück durch den atlantischen Regenwald, Fels-Plateaus und über Geröll-Felder direkt durch das Flussbett. Der Weg variiert ja nach Wasserstand. Man bleibt aber von unten trocken. Schweißtreibend ist der Weg allemal, denn man läuft zwar erst entspannt durch den Wald, später über große Steine und Felsen. Hier ist sicher gute Technik und gesunde Kniee vorteilhaft. Langsam lässt die Konzentration nach und man muss trotzdem jeden Schritt durch das Geröll gut überlegen und eventuell vortasten, um zu schauen ob nicht doch ein Stein zu locker liegt. Im Gegensatz zu den leichten Wanderungen in der Lapa doce Höhle und dem Gipfel des Morro Pai Inácio ist das eine Stufe anspruchsvoller, kann aber von Normalsterblichen und gutem Schuhwerk problemlos gemacht werden.


Unser Guide war sehr bedächtig und hat uns immer Pausen für Fotos und zum trinken eingeräumt. Die waren auch wichtig um zu kaschieren, dass unsere untrainierten Körper schon nach Erbarmen jabsten, ohne das eigentlich großartig was passiert wäre. Man merkt eben, dass man noch nicht zu alt für den Scheiß ist.


Blick über das Tal bei Lencois, Chapada Diamantina
Blick über das Tal bei Lencois, Chapada Diamantina

Blick über das Tal bei Lencois, Chapada Diamantina
Blick über das Tal bei Lencois, Chapada Diamantina

Flussbett zum Sossego Wasserfall, Chapada Diamantina
Flussbett zum Sossego Wasserfall, Chapada Diamantina

Flussbett zum Sossego Wasserfall, Chapada Diamantina
Flussbett zum Sossego Wasserfall, Chapada Diamantina

Belohnung ist ganz klar die Sicht auf mehrere, verschachtelte Wasserfälle und ein Hauptwasserfall, der sich in ein 8m tiefes Becken ergießt in dem man sich hervorragend im Bergwasser abkühlen kann.


Sossego Wasserfall, Chapada Diamantina
Sossego Wasserfall, Chapada Diamantina

Sossego Wasserfall, Chapada Diamantina
Sossego Wasserfall, Chapada Diamantina

Bei unserem Partner vor Ort bekommt man ein reichhaltiges Lunchpaket, dass keine Wünsche offenlässt. Man sollte es auch aufessen, denn sonst muss man es im Rucksack wieder den Weg zurück schleppen. Da gab es hausgemachten Saft in einer PET-Flasche wo früher andere Erfrischungsgetränke waren mit einem Extra-Beutelchen Zucker, zwei dicke Sandwichs, was Süßes, Bananen, Äpfel und ein Highlight das viel Liebe zum Detail zeigt: Sie haben uns ans gekochte Ei ein kleines Alufolie-Päckchen Salz geklebt.


LOVE!


Lunchpaket mit gekochtem Ei und Salz im Extra-Alu-Päckchen
Lunchpaket mit gekochtem Ei und Salz im Extra-Alu-Päckchen

Nach dem Bad im Bergwasser, dass sich hervorragend zur Abkühlung eignet, sind wir auf einen Felsvorsprung etwas über dem Wasser gelaufen. Hier ergibt sich ein Fotomotiv, dass man sich einrahmen kann. Man hat den Blick über das gesamte Becken und erst jetzt sieht man, wo die kleinen verschachtelten Wasserfälle beginnen.

Nach einer kleinen Fotosession ging es die ganzen Steine durch die Schlucht wieder zurück. Gut erfrischt geht das auch wenig besser. Man hat ja durch den Wasserfall neue Energie getankt.


An der Abzweigung im Wald, wo es wieder Richtung Lençois geht, hätten wir es gut sein lassen können, aber im Programm war noch ein letzter Punkt zu erfüllen, obwohl man uns deutlich die Ermüdung ansehen konnte.


7 Ribeirão do Meio – Rutschpartie auf Stein und Wasser an die sich der Hintern noch länger errinnern wird

Statt den Aufstieg Richtung Dorf in Angriff zu nehmen, gingen wir noch ein Stückchen weiter nach unten. Dort, nach der Überquerung von offenen Steinfeldern, trockenen Wiesen und größeren Felsen, lag nochmal unsere Chance für Abkühlung im Bergwasser.


Auf dem Weg ins Tal zum Ribeirão do Meio, Chapada Diamantina
Auf dem Weg ins Tal zum Ribeirão do Meio, Chapada Diamantina

Ribeiraoão do Meio ist eine offene Stelle des Flusslaufes, den wir die ganze Zeit vor uns, neben uns und unter uns hatten. Über große Felsen bahnt man sich stacksig wie ein neugeborenes Reh auf gefrorenem Wasser den Zugang zum Wasser. Auf der anderen Seite befindet sich ein Bereich, der vom Wasser so rundgelutscht ist, dass es für gar halsbrecherischem Abenteuersport allemal herhalten könnte. Das Wasser fließt und sprießt hier durch und macht diese Felsenrutschbahn nötigerweise sehr glitschig.


Nachmittags treffen sich hier auch viele Einheimische, um dem Rauschen des Wassers zuzuhören, den Hund mal ordentlich durchzubaden, oder einfach beim Rutschen Überlebensängste auszukosten und abzustumpfen. Spaß dabei haben besonders die Kids und Halbstarke.  


Ein besonders Verrückter oder gut Trainierter, man weiß es nicht, traute sich sogar immer wieder auf den Beinen stehend "herunterzusurfen". Das machen meistens nur die lokalen Alfamännchen.



Wasserfall Ribeirão do Meio, Chapada Diamantina
Wasserfall Ribeirão do Meio, Chapada Diamantina

Ich habe das Runterrutschen auf dem Hintern auch versucht. Und da kam es wieder: vielleicht ist der Sinn des Lebens, dass man sich lebendig fühlt. Denn die Piste schien zwar sehr rundgelutscht, aber bei den Rutschversuchen von spanischen Mitbürgern sah man schon, dass es da auf der Piste doch eher zugeht wie auf der zerfurchten Bundespiste von X-Dorf nach Nix-Dorf: ruckelig, mit vielen Wellen und Löcher im Weg. Da braucht es eine gute Karosserie-Aufhängung. Vor allem die Hände muss man beim Rutschen nach hinten legen und sich mit dem Oberkörper auf ihnen abstützen. Wer rücklinks flach runterrutscht bekommt Gehirnerschütterung nachdem man den Kopf an den vielen Wellen gestoßen hat. 


Jedenfalls werde ich meine Knochen noch ein paar Tage spüren und die Kratzer an Arm, Rücken und Fingern gehen auch bald wieder weg. Besonders der finale Hüpfer ist sicher nicht TÜV-sicherheitszertifiziert. Nach einer Woche war wieder alles gut.  


Nach diesem Spaß sind wir dann zurück nach Lençóis gewandert.


Hilfe, wenn sie wirklich nötig ist von MACHERN – ein Qualitätsmerkmal

Einen kompletten Tag hatte ich offengelassen.


Es gibt Werte, die nicht verhandelbar sind. Jeder macht sie für sich selbst aus. Einer dieser Werte unseres lokalen Partners für Ausflüge und Transfers in der Chapada Diamantina ist die Sicherheit der Gäste und aller Beteiligten ohne Kompromisse. Wir teilen diese Sichtweise zu 100%. So gibt es ein Sicherheitszertifikat nach ISO 21101, dass man nach einem mehrmonatigen Kurs bekommt. Wir und unser lokaler Partner vor Ort haben es. Das ist in der Chapada Diamantina ein Alleinstellungsmerkmal, denn sie sind bisher die einzigen mit diesem Zertifikat. Wer also unsere Werte teilt, sollte mit diesem Partner auch buchen, unabhängig davon, wie die Preise der anderen sind. Hier sollte am letzten Euro nicht gespart werden. Denn an einem gut geschulten Guide mit erste-Hilfe-Ausbildung und Rücktransport sollte es im Ernstfall nicht fehlen.


Aber es ist für spontanere Leute kein Thema, Ausflüge mit lokalen Veranstaltern erst vor Ort zu buchen. Bis 20 Uhr werden Buchungen für den kommenden Tag entgegengenommen. Man findet sie leicht im Stadtzentrum.


Ein anderer Wert unseres Partners ist, dass die Menschen immer gut behandelt werden sollten. An dieser Stelle möchte ich mich auch für den Einsatz bedanken, den diese Leute an allen aber ganz besonders in der vorletzten Nacht an den Tag gelegt haben. Denn bis 20.30 hatte ich keine Ahnung, nur Ideen, was ich am nächsten vollen Tag machen wollte. Ihn verschwenden und in der Pousada bleiben wollte ich keinesfalls und Ausflüge waren auch besser als arbeiten. Die offizielle Deadline, um etwas mit den lokalen Veranstaltern zu buchen, war bereits Geschichte. Kurzum haben mich die Leute unseres Partners kontaktiert und mir Optionen gleich mit Preisen bereitgestellt. Sie selbst konnten nichts unternehmen, aber haben an einen anderen Veranstalter verwiesen und mit denen organisiert.


21 Uhr war das Thema fertig und bezahlt und ich wusste, was ich an meinem letzten Tag machen würde. Das sind Macher!


Es gibt in Lençóis auch eine Kooperative für Guides gibt und diese arbeiten oft mit mehreren Tourveranstaltern zusammen.


8 Moskito – Ausflug für alle

Weil Lençóis stark von Diamantensuchern beeinflusst wurde und es in der Region unzählige Wasserfälle gibt, ist es nicht verwunderlich dass man bald mit spektakulären Namen haushalten musste. Manche der Wasserfälle wurden daher eher spontan nach dem benannt was gerade relevant war. So heißt der Mosquito Wasserfall so, weil die äußerst nervige Stechmücke so klein wie winzige Diamanten ist, die in der Region gefunden wurden.


Im Hintergrund der Moskito Wasserfall, Chapada Diamantina
Im Hintergrund der Moskito Wasserfall, Chapada Diamantina

Der Abstieg führt über zerfurchtes Gestein, dass mit vielen übereinanderliegenden Steinplatten durchzogen ist. Typisch für die Region. Es geht aber abwärts mit Steintreppen mit Geländern und das etwa 20 Minuten. Das ist also auch für Mutti, Vati, und Leute, die sonst nicht gerne wandern ausnahmsweise mal schaffbar. Die Knie werden dabei gut aufgewärmt und die Sinne beim Staksen auf den angefeuchteten Steinen geschärft. Ein bisschen Regen war dabei, aber wir sind ja nicht aus Zucker.



Wanderweg zum Moskito Wasserfall, Chapada Diamantina
Wanderweg zum Moskito Wasserfall, Chapada Diamantina

Belohnt wird das mit einem Blick auf einen der schönsten mittleren Wasserfälle der Region. Er fällt in mehreren Stufen in ein Becken, was bei Hobbyfotografen schon entzücken auslöst, sollte man den Knopf an der Kamera für die lange Verschlusszeit finden. Der Canyon ist ca 40m tief und bildet an dieser Stelle eine Art nach oben offenes Gewölbe, wo der Sprühregen des Wasserfalls erst durch die Luft fliegt und sich dann am Gestein absetzt. Am besten hat man an warmen Tagen schon die Badehose angezogen, denn viel Umziehmöglichkeit gibt es nur oben, am Anfang des Wanderwegs in den Toiletten des Kiosks.



Moskito Wasserfall, Chapada Diamantina
Moskito Wasserfall, Chapada Diamantina


Fluss und Tal am Moskito Wasserfall, Chapada Diamantina
Fluss und Tal am Moskito Wasserfall, Chapada Diamantina

Nach oben zurück geht man wie nach unten, was bei Wander-Nörglern für Unmut schon beim Abstieg sorgt, aber dem geübten Wanderer eher wie ein Auslaufen der lokalen Senioren-Fussballmannschaft vorkommt. Im Gegensatz zu Wanderungen wie zum Cachoeira da Fumaca, Sossego oder gar durch das Pati-Tal ist das hier ein Spazierweg.

Auf den flachen Abschnitten kommt man regelmäßig zum Verschnaufen und kann die Landschaft und den Blick hinunter ins Tal genießen.


9 Verdiente Abkühlung im Teich des Teufels – Poco do Diabo

Der Nationalpark ist grundsätzlich sehr gut gepflegt, die Toiletten sauber, denn die lokale Bevölkerung hat verstanden, wie man die üppigen natürlichen Attraktionen für sich nutzen kann. Sie bringt auch den nötigen Respekt gegenüber Pflanzen, Tieren und Menschen auf. Das mag sogar manchen Europäer verwundern. Auf der Schotterpiste haben wir ein Gürteltier hinter uns vorbei huschen sehen. Das erste Mal für mich, denn vorher hatte ich nur Totes in Altamira, Pará gesehen.


Wenn die Köpfe nach dem ländlichen Mittagessen im Autogeruckel langsam schwer nach hinten auf die nicht hochgestellten Kopflehnen zucken, wird es Zeit für mehr Action und vor allem Abkühlung. Es muss ja irgendwie weitergehen und vor lauter Mittagsschlafgedanken werden die Sinne auch nicht wacher.


Was hilft ist ein kurzer Abstieg durch den wüstenähnlichen Serrado, vorbei an Kakteen und Geröllbrocken auf denen sich unvorstellbar viele Echsen die Sonne schön von oben und unten geben. Sie sind dann wieselflink und rascheln schüchtern zurück ins Unterholz, wenn man sich nähert. Andere standen bereitwillig Model.


Dann darf man wieder entscheiden, ob man beim ersten Wasserfall, dem Mucugezinho bleibt. 


Für die, die wirklich aufwachen wollen, geht es weiter über brüchige mit drei Holzstelzen zusammengenagelte Brücken, die bei Normalgewicht und 10kg Rucksack schon leise um Hilfe schreien. Weiter über offene Flächen und flache Steinbrocken, hinein ist Flussbett, über Geröll, jetzt etwas anspruchsvoller und so dass man die Konzentration wieder hochfährt. Das hier könnte man getrost als Aufwärmübung für den Sossego-Wasserfall gelten lassen. Hier sieht auch der Guide, wer tippelt und wer klotzen kann.



Wanderweg zum Poco do Diabo, Chapada Diamantina
Wanderweg zum Poco do Diabo, Chapada Diamantina

Klotzen tun auch die Jungs von der Militär-Einheit, die an dem Tag ein paar Survival-Übungen á la Bear Grylls mit gespannten Seil über das Wasserbecken und Zipline trainieren.


Von oben kann man schon den Poco do Diabo, also den Teich des Teufels und sein Wasserfall beobachten. Teufel war, wer hier dem Boss die Diamanten geklaut und sich da unten am Wasser versteckt hat. Teufel auch der, der große Felsbrocken auf die armen Verrückten und Spekulanten geschmissen hat, als er sie entdeckte. Diamantensuche ist schon eine sehr verzweifelte Angelegenheit. Man kommt zum Gedanken, dass man dieses Leben keinem wünschen will.


Poco do Diabo, Chapada Diamantina
Poco do Diabo, Chapada Diamantina

Wasserfall am Poco do Diabo, Chapada Diamantina
Wasserfall am Poco do Diabo, Chapada Diamantina

Zurück im 21. Jahrhundert ziehst du dir die Badehose an und fragst „und wie komme ich jetzt ins Wasser“. Der Guide wird guiden und zeigen wo man im Fels-Becken zum passenden Fleck kommt, ohne sich dabei die Hacksen zu brechen.


Rein ins tiefe, schwarze und erfrischende Nass. Spätestens jetzt ist man wieder wach.

Nach dem Bad unterm Wasserfall ist man sogar gut durchmassiert.


Den ganzen Weg geht es dann leider wieder zurück, sodass man wieder gut auf Temperatur kommt. Zur richtigen Tageszeit kann man noch ein paar interessante Fotos machen. Bei uns stand die Sonne tiefer.


Packliste

·         Feste Schuhe

·         Passende, weiche Socken und Paar zum Wechseln

·         Badehose, vielleicht sogar schon unter der Hose

·         Kurze Hose, oder Wanderhose

·         T-Shirt, trockenes Wechselshirt, gerne auch Multifunktionsshirt

·         Uv-Shirt

·         Hut

·         Sonnencreme

·         Insektenspray wer es braucht

·         2L Wasser

·         Snack

·         Kamera, Handy, Ladekabel

·         Rucksack f. Tagesausflüge

·         Geld

·         Handtuch


Und? Lust auf eine Wanderung in der Chapada Diamantina bekommen? Dann kontaktiert uns gern!



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